GNSS Feature Maps – Robust Lane-level Accurate GNSS Navigation in Urban Trenches

verfasst von
Fabian Ruwisch
betreut von
Steffen Schön
Abstract

Die Nachfrage nach einer hochgenauen und zuverlässigen Positionsbestimmung mittels des Global Navigation Satellite System (GNSS)-Sensors steigt, da GNSS das einzige Beobachtungssystem ist, das absolute Positionsdaten liefern kann. Allerdings sind alle GNSS-Positionierungsstrategien sensitiv gegenüber der Umgebung, was eine Herausforderung bei der Erfüllung der Lokalisierungsanforderungen autonomer Fahrzeuge darstellt, insbesondere in dichten Stadtgebieten. Die Hauptfehlerquelle für die GNSS-basierte Fahrzeugortung in diesen Gebieten ist der Empfang von Mehrwegesignalen – Kombinationen aus direkten und reflektierten Signalen – und NLOS-Signalen (Non-Line-of-Sight), bei denen es sich nur um reflektierte Signale handelt, die die Antenne erreichen. Zur Behebung dieser Fehler wurden zwei Hauptstrategien entwickelt. Die eine ist 3D-Mapping-Aided (3DMA) GNSS, das die GNSS-Navigation in Städten durch die Verwendung von 3D-Stadtmodellen verbessert. Zum anderen werden robuste Schätzstrategien verwendet, die alle Beobachtungen einbeziehen, aber die Auswirkungen fehlerhafter Beobachtungen auf die Positionierungslösung durch verschiedene robuste Verlustfunktionen reduzieren. Diese Verfahren weisen jedoch Einschränkungen auf, wie z. B. eine zu konservative Herabgewichtung, mangelnde Robustheit bei stark kontaminierten Daten, die Notwendigkeit zusätzlicher Gebäudemodellinformationen oder rechenintensive Algorithmen.

In dieser Arbeit werden zwei innovative Strategien zur Verbesserung der GNSS-Navigation in städtischen Gräben vorgeschlagen, die auf bestehenden Strategien zur Verringerung von Mehrwegeffekten für statische Stationen aufbauen, mit dem Ziel, eine Karte zu erstellen, die im Automobilbereich anwendbar ist. In dieser Arbeit werden alle kritischen Aspekte des Kartenerstellungsprozesses erörtert, einschließlich der Koordinaten, ihrer Auflösung in Längs-, Quer- und Vertikalrichtung, sowie einer Bewertung der Ähnlichkeit der GNSS-Entfernungsfehler. Das Endprodukt ist eine GNSS-Merkmalskarte, die aus Sichtbarkeitsinformationen oder Entfernungsfehlern für alle Satellitenpositionen in einem regelmäßigen Gitter entlang einer ausgewählten Trajektorie besteht. Die Leistung der verschiedenen robusten Verlustfunktionen zur Berechnung der Beobachtungsgewichte aus Karteninformationen wird durch eine Monte-Carlo-Simulation bewertet. In diesem Kontext wird der HG-Schätzer eingeführt, ein angepasster robuster Schätzer. Simulationsergebnisse für Multi-GNSS SPP (Single Point Positioning) zeigen, dass ein 3D-Positionsfehler von etwa 2 m erreicht wird, selbst wenn 70 % der Beobachtungen eine Standardabweichung von 100 m aufweisen, wenn Vorwissen über Entfernungsfehler verwendet wird. Diese Karteninformationen werden in einen extended Kalman-Filter (EKF) für die RTK-Positionierung (Real-Time Kinematic) integriert, was entweder den Ausschluss von NLOS-Satelliten oder die Anpassung robuster Schätzverfahren ermöglicht. Die Bewertung und Validierung dieser Strategien erfolgt anhand von zwei kinematischen Experimenten in einem mittleren bzw. tiefen städtischen Graben. Die Auswirkungen der GNSS-Merkmalskarte werden anhand typischer Parameter wie Genauigkeit, Integrität und Mehrdeutigkeitsauflösung bewertet. Verbesserungen von 54 % und 79 % sowie 60 % und 64 % bei der horizontalen und vertikalen Genauigkeit für den mittleren bzw. tiefen städtischen Graben werden durch die Anwendung des HG-Schätzers mit Karteninformationen erreicht. Folglich werden die Anforderungen an Fahrspurhaltungs- und Fahrspurbestimmungs-Anwendungen erfüllt. Die Integrität und die zuverlässige Auflösung von Mehrdeutigkeiten werden erheblich verbessert, was zu einer insgesamt robusteren Zustandsschätzung führt. Durch die Anwendung der Karteninformationen auf Rohdaten von verschiedenen Empfängertypen wird die Hardwareunabhängigkeit erfolgreich nachgewiesen. Schließlich werden die Ergebnisse mit empfängerinternen RTK-Lösungen verglichen, was zu einer signifikanten Verbesserung in tiefen städtischen Gräben führt.

Organisationseinheit(en)
Institut für Erdmessung
Typ
Dissertation
Anzahl der Seiten
139
Publikationsdatum
08.10.2025
Publikationsstatus
Veröffentlicht
Elektronische Version(en)
https://doi.org/10.15488/19718 (Zugang: Offen)
 

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