Clock networks for geodetic applications

verfasst von
Asha Vincent
betreut von
Franz Rottensteiner
Abstract

Die relativistische Geodäsie ermöglicht einen neuartigen Ansatz, bei dem Atomuhren zur Ableitung geodätischer Parameter verwendet werden. Eine Uhr, die um 1 cm angehoben wird oder bei der sich das Schwerepotential um 0,1 m^2/s^2 ändert, erfährt eine Frequenzänderung von 10^-18. Um die Erfassung zeitvariabler Schweresignale mit Uhren zu untersuchen, wurden Fallstudien in fünf Regionen durchgeführt, die durch unterschiedliche Massenänderungsprozesse gekennzeichnet sind: Himalaya, Amazonas, Grönland, Fennoskandien und Japan. Uhrenbeobachtungen, die sowohl von Massenänderungen als auch von vertikalen Landdeformationen beeinflusst werden, wurden als Schwerepotentialschwankungen simuliert. Im Himalaya und im Amazonasgebiet geben die saisonalen Potentialschwankungen Aufschluss über regionale Niederschläge und hydrologische Zyklen, während in Grönland der langfristige Eismassenverlust erfasst wird. In Fennoskandien führt der glazial-isostatische Ausgleichsprozess hauptsächlich zu vertikalen Deformationen, und in Japan liefern Zeitmessungen Einblicke in koseismische und postseismische Potentialschwankungen, wie sie für das Tōhoku-Erdbeben 2011 veranschaulicht wurden. Als Referenzuhr für die Vergleiche wurde eine Kombination aus boden- und weltraumgestützten Uhren in bekannten Satellitenbahnen angenommen, wobei die Gesamtunsicherheiten besser als 10^-18 sind. Diese Fallstudien zeigen das große Potenzial von Uhrennetzwerken zur Erkennung subtiler geophysikalischer Signale, die unser Verständnis der dynamischen Prozesse der Erde verbessern. Um ein internationales Höhenreferenzsystem zu verwirklichen, wurde eine umfassende Studie mit Hilfe von Closed-Loop-Simulationen mit dem Ziel durchgeführt, regionale/lokale Höhensysteme in Europa und Brasilien zu vereinheitlichen und eine Genauigkeit von 1 cm zu erreichen. Es wurden verschiedene Fehlerquellen untersucht, wie z. B. Datumsabweichungen, Neigungen (sowohl in Breiten- als auch in Längenrichtung), akkumulierte Neigungen, die auf der Entfernung von Referenzpegeln basieren, und höhenabhängige Fehler. Es wurden Uhren mit relativen Unsicherheiten von 10^-18 und 10^-17 angenommen, wobei intrinsische Unsicherheiten der Uhren, zeitliche Korrelationen, externe Faktoren wie Gezeiteneffekte, Ausbreitungsverzögerungen und das Vorhandensein von Ausreißern berücksichtigt wurden. Es wurden verschiedene Strategien zur Verteilung der Uhren getestet, um ein optimales Netzwerk für eine gute Schätzung dieser Fehler unter Berücksichtigung von Uhren an entfernten Nivellierpunkten, Referenzpegeln und Standorten mit größerer Höhe zu ermitteln. Ein Netzwerkdesign mit Haupt- und lokalen Uhren sowie reduzierten Verbindungen erscheint recht gut zu sein. Es kann eine Vereinheitlichungsgenauigkeit von 1 cm erreicht werden. Darüber hinaus konnten die vereinheitlichten Höhensysteme Europas und Brasiliens mit Bezug auf das globale Geoid mit einer Höhengenauigkeit von 3 cm realisiert werden. Die dritte Anwendung von Uhrennetzen konzentriert sich auf die Überwachung des globalen Meeresspiegels, der aufgrund des Klimawandels seit mehreren Jahrzehnten ansteigt. Bislang können Änderungen des absoluten Meeresspiegels (ASL) nur aus Messungen des relativen Meeresspiegels (RSL) genau bestimmt werden, indem vertikale Landbewegungen an Gezeitenmesspunkten geeignet berücksichtigt werden. Atomuhren an diesen Pegeln können absolute physikalische Höhenänderungen in Echtzeit liefern. Da der RSL durch regionale Gezeitendaten beeinflusst wird, müssen lokale Schwankungen berücksichtigt werden, um eine konsistente, globale ASL-Messung zu gewährleisten. Durch die Einbeziehung von Landbewegungen, die von Uhrenbeobachtungen abgeleitet werden, ist es möglich, ein einheitliches Referenzdatum festzulegen, das eine genaue, auf das Geoid basierende Bestimmung der globalen Meeresspiegelveränderungen ermöglicht. Diese Anwendungen zeigen, dass die relativistische Geodäsie mit Uhren die Geodäsie durch punktuelle und direkte Messungen des zeitvariablen Schwerepotenzials nahezu in Echtzeit revolutionieren kann.

Organisationseinheit(en)
Institut für Erdmessung
Typ
Dissertation
Anzahl der Seiten
127
Publikationsdatum
04.07.2025
Publikationsstatus
Veröffentlicht
Ziele für nachhaltige Entwicklung
SDG 13 – Klimaschutzmaßnahmen
Elektronische Version(en)
https://doi.org/10.15488/19225 (Zugang: Offen)
https://publikationen.badw.de/de/050352196 (Zugang: Offen)
 

Details im Forschungsportal „Research@Leibniz University“